Fit und nachhaltig ganz nebenbei

Nachhaltigkeit geht auch im Sport: Die TSG Bergedorf und der ETV Hamburg motivieren ihre Mitglieder, mit dem Rad zum Fußballplatz, zur Turnstunde, zum Yogakurs zu fahren und das Auto stehen zu lassen. Der Fonds Nachhaltigkeitskultur hat die Initiative gefördert, sie läuft erfolgreich weiter.

Der Weg zum Sport? Beim Hamburger Sportverein TSG Bergedorf wird er eine erste Fitnesseinheit, beim ETV Hamburg ebenso. Denn die beiden größten Breitensportvereine der Hansestadt werben bei ihren Mitgliedern dafür, das Auto stehen zu lassen und umweltfreundlicher in die Pedale zu treten, wenn sie zum Tennis-, Turn- oder Fußballtraining, zum Fitness-, Kletter- oder Yogakurs kommen.

Darf nicht jede und jeder selbst entscheiden, ab wann der Sport beginnt – ob bereits vor oder erst in der Halle? Thorsten Wetter, Vizevorsitzender der TSG Bergedorf, sagt: „Wir machen das ja nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, eher spielerisch sportlich.“ Manche meckerten aber schon, wenn sie nur 1,50 Meter vom Parkplatz bis zur Halle laufen mussten, bevor sie sich dann aufs Laufband stellen. Dabei gehe es doch um Bewegung nebenbei. Und wer mit dem Rad komme, schone das Klima und trainiere vor Sportbeginn schon sehr gut seine Fitness.

Lange Zeit hätten sich Sportvereine nicht mit Nachhaltigkeit beschäftigt, inzwischen sei es aber eine der wichtigsten Aufgaben, meint Wetter. Könnten die Mitglieder sagen „mein Verein kümmert sich auch um die Umwelt“, habe das noch ein Gutes: Man sei ihm verbunden. Immerhin halten laut Umweltbundesamt 65 Prozent der Bevölkerung Umwelt- und Klimaschutz für ein sehr wichtiges Thema – trotz Corona-Krise. Und: Mit der Pandemie sind Überlegungen, wie Mitglieder zu halten und neue zu gewinnen sind, noch entscheidender geworden. Denn bundesweit haben die Sportvereine in der Pandemie, in der über Wochen viele Sportstätten geschlossen waren, viele Mitglieder verloren. Allein bei der TSG Bergedorf seien es über 2.000, sagt Wetter. Der Verein hat jetzt noch 8.000 Mitglieder.

Zweirad statt Allrad

Die Kampagne „Team Green: Zweirad statt Allrad“ startete schon im Jahr 2019. Die Idee dazu stammt nicht von Wetter allein. Angeregt hat das alles Lena Knoop vom Beratungsunternehmen OCF Consulting in Eimsbüttel, spezialisiert auf Klima- und Nachhaltigkeitsfragen. Sie sprach Wetter auf einer Klimaschutzveranstaltung an. Am Ende taten sie sich noch mit Friederike van der Laan, Sprecherin des ETV, zusammen. Sie alle eint die Überzeugung: Im Sport, wenn eine ganze Mannschaft mitmacht, ist die Überwindung etwas zu ändern, weniger groß. Und: Manchmal braucht es, um seine Alltagsroutinen umzustellen, nur einen kleinen Anstoß.

So fällt es leichter aufs Rad umzusteigen, wenn es einmal wieder flott gemacht, die Bremse nachgezogen, die Acht im Vorderrad ausgewuchtet, die Beleuchtung erneuert ist. Also hat das Team Green als erstes für die Vereinsmitglieder eine mobile Fahrradwerkstatt organisiert. Wetter dazu: „Die Termine waren bei beiden Vereinen innerhalb nur weniger Tage ausgebucht.“ Der ETV hat dann noch zusätzliche Fahrradständer, die TSG eine Fahrradreparaturstation angeschafft. Damit das alles ins Rollen kam, wurde das Team Green für ein Jahr lang über den Fonds Nachhaltigkeitskultur des Rates für Nachhaltige Entwicklung gefördert. Das Projekt hatte sich im Ideenwettbewerb „Mobilitätskultur und Nachhaltigkeit“ durchgesetzt. Auch die Hamburg Marketing GmbH hat das Projekt unterstützt.

Das Team Green hat nicht nachgezählt, wer jetzt aus ihrem Verein wie viele Kilometer mehr mit dem Rad fährt. „Aber mehr sind es schon geworden“, sagt Wetter. Er und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter denken längst weiter, denn der Sport soll fit werden für die Zukunft: Sein Verein hat jetzt einen Beauftragten für Nachhaltigkeit, auch einen Arbeitskreis, der eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln soll. Welche fairen und ökologischen Sportartikel könne der Verein kaufen, wie ist das papierlose Büro zu meistern? Um solche Fragen gehe es, sagt Wetter.

Längst macht auch der Hamburger Sportbund, in dem über 800 Vereine der Stadt vertreten sind, beim Team Green mit. So organisieren nun – gefördert vom Hamburger Klimafonds unter #moinzukunft – auch andere Vereine mobile Fahrradwerkstätten, motivieren mit verschiedenen Aktionen aufs Rad zu steigen. Die Hamburgerinnen und Hamburger werden so schon vor dem Training sportlicher – und nachhaltiger.

Foto: RENN-Leitstelle

Dieser Text ist in ähnlicher, kürzerer Form in der Broschüre „Hamburg macht einfach!“ erschienen und ist Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der RENN. Das vorgestellte Projekt wurde vom Fonds Nachhaltigkeitskultur gefördert. Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.

Nachhaltigkeit im Sport geht auch beim Thema Sportbekleidung – das zeigt der FC Iserlohn mit seiner Kleidertausch-App, über die wir hier berichten.