Ein neuer Radweg für die Stadt des Glücks

Elke Bröckel baut seit 2015 eine Klimapartnerschaft zwischen dem Rhein-Pfalz-Kreis und der Stadt La Fortuna in Costa Rica auf. Wir haben mit ihr gesprochen – über ein ausgezeichnetes Projekt, bei dem beide Seiten viel voneinander lernen.

Der Schutz der Natur, umweltfreundliche Mobilität und Abwasserreinigung sind in La Fortuna in Costa Rica wichtige Themen. Die Stadt, die auf Deutsch „das Glück“ heißt, liegt entlegen in der Provinz Alajuela am Fuß des Vulkans Arenal. Sein Kratersee, heiße Quellen, Wasserfälle und die üppige Natur machen den Ort zu einem der beliebtesten Ziele für Touristen in dem mittelamerikanischen Land. Jetzt versucht die Kommune eine Kläranlage zu errichten und arbeitet an ihrer Fahrradinfrastruktur.

Das jüngste Projekt der Partnerschaft ist ein Radweg, für den Bröckel gerade die Fördermittel beantragt. Er soll zwischen einer Siedlung und dem Ortskern von La Fortuna gebaut werden – weniger Verkehr macht den Ort für Öko-Touristen attraktiver. Hier laufe die Planung sehr gut, sagt Elke Bröckel.

Lektion für Deutschland: Umweltbildung

Die Kläranlage zu bauen hingegen sei gar nicht so einfach, sagt sie. Bröckel ist im Rhein-Pfalz-Kreis im Südosten von Rheinland-Pfalz für Gebäudemanagement, Wirtschaftsförderung und Energieeffizienz zuständig und hat seit 2015 gemeinsam mit dem Förster Georg Spang und der Bürgermeisterin von Schifferstadt, Illona Volk, eine Klimapartnerschaft mit La Fortuna aufgebaut. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) haben das Projekt 2018 als eines von bundesweit vier Transformationsprojekten ausgezeichnet, die besonderen Vorbildcharakter haben.

Bereits zweimal haben sich Delegationen aus den beiden Kommunen gegenseitig besucht, gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das mittlerweile mehr als 50 solcher Klimapartnerschaften unterstützt. Sehr schnell sei dabei klar gewesen, dass Wasser, Abfall und Bildung Schwerpunkte des Austauschs sein werden, so Bröckel. Denn La Fortuna produziert wegen der vielen Touristen wesentlich mehr Müll, als es eine Stadt von 10.000 Einwohnern normalerweise tut. Die lokale Deponie ist bereits fast voll. „Einige Frauen trennen bereits ehrenamtlich Müll und sortieren Kunststoffe, Glas und Kartonagen aus“, sagt Bröckel. Erst vor kurzen ist nun mit Hilfe aus Deutschland der Wertstoffhof fertig gestellt worden, bald soll er in Betrieb gehen.

Außerdem hat Elke Bröckel eine Wanderausstellung zu der Klimapartnerschaft organisiert sowie einen Schüleraustausch zwischen der ‚Realschule plus‘ Schifferstadt und dem Colegio Tecnico Profesional in La Fortuna. Die Jugendlichen beschäftigten sich dabei mit Umweltschutz und fairem Handel. Wenn die Förderung bewilligt wird, könnte es 2021 den nächsten Austausch geben, sagt sie. Besonders im Bereich Umwelt- und Klimabildung könne Deutschland von Costa Rica lernen. Das Land, das 27 Prozent seiner Fläche unter Naturschutz gestellt hat, habe zwar Konflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. „Aber gerade in der Bildung ist das Thema Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen viel stärker verankert als bei uns“, erklärt Bröckel. Auch beim Thema Ökotourismus könne der Rhein-Pfalz-Kreis viel lernen.

Bei der Kläranlage gestaltet sich die Sache komplizierter. Derzeit haben viele Häuser in La Fortuna eine Sickergrube für Abwässer, erzählt Bröckel. Toilettenpapier wird, wie in vielen Ländern Lateinamerikas, separat in einem Abfalleimer entsorgt. Die Böden würden die Abwässer der Bewohner zwar relativ gut filtern, auch, weil wegen des milden Klimas die biologische Aktivität hoch sei. Doch die vorhandenen Sickerstrecken im Boden reichen für eine ausreichende biologische Abwasserreinigung der Bevölkerung nicht mehr aus, so Bröckel.

Costa Rica investiert in Abwasserreinigung

Laut eines Berichts der Zeitung La Nación (in Spanisch) werden in Costa Rica nur 15 Prozent der Abwässer aus der Kanalisation geklärt, doch das Land investiert: 2014 waren es nur vier Prozent. Trotzdem brauche es Hilfe aus dem Ausland, sagt Bröckel. „Wir wollen eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, um zu sehen, was in La Fortuna umgesetzt werden kann. Momentan bekommen wir die Studie aber nicht finanziert“, sagt sie.

Den Verantwortlichen in der Stadt sei bewusst, wie wichtig der Schutz des Wassers sei. So habe La Fortuna Finkas aufgekauft und lasse sie brachliegen, damit sich das Wasser regenerieren kann, auch umfassende Trinkwasserschutzgebiete seien ausgewiesen. Dafür ist die Stadt vom costa-ricanischen Institut für Wasserversorgung und Abwässer ausgezeichnet worden.

Bröckel will sich weiter für die Kommune in Costa Rica einsetzen: Die Klimapartnerschaft lebe von Projekt zu Projekt, die drei Gründer aus Deutschland organisieren eines nach dem anderen und beantragen die Förderung. Das alles tun sie ehrenamtlich.