Wie sich NRW im Gemeinschaftswerk engagiert

Eine Besonderheit der neuen Plattform ist, dass politische Initiatoren selbst Teil des Netzwerks sind, darunter auch das nordrhein-westfälische Umweltministerium.

„Aus meiner Sicht muss Nachhaltigkeit eine Gemeinschaftsaufgabe sein“, sagt Dorothea Schostok. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin leitet im nordrhein-westfälischen Umweltministerium das Referat Nachhaltige Entwicklung, Koordinierung Nachhaltigkeitsstrategie & Nachhaltige Bioökonomie. Damit die Gesellschaft diese große Aufgabe bewältigen könne, sei es notwendig, auf bereits bestehendes Engagement hinzuweisen und so viele Akteur*innen wie möglich zum Mitmachen zu mobilisieren: „Nur so kann aus dem Gemeinschaftswerk auch eine Gemeinschaftsaufgabe werden.“

Aus dieser Überzeugung heraus hat Nordrhein-Westfalen vergangenes Jahr zusammen mit den anderen Bundesländern und dem Bund das Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit initiiert und engagiert sich seitdem auf der neuen Plattform. „Es passiert bereits unglaublich viel“, sagt Schostok, „aber es kann und muss noch mehr werden.“ Dafür sei die neue Initiative eine Chance. Die Webplattform bietet Organisationen und ihren Aktivitäten Sichtbarkeit, einen Ort zum Vernetzen und weitere Möglichkeiten zum Mitmachen, zum Beispiel bei Aktionstagen, Projektbesuchen und Wettbewerben. Wer sich beteiligen will, kann eine Mitmacherklärung ausfüllen und Teil des Netzwerks werden.

Bisherige Zusammenarbeit bildet gute Basis

Eine Besonderheit der neuen Plattform ist, dass sich die politischen Initiatoren selbst als Teil des Netzwerks verstehen. Einige von ihnen haben sich auch bereits auf der Plattform registriert. Zu den teilnehmenden Institutionen auf Bundes- und Länderebene zählen unter anderem das Bundeskanzleramt, das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung sowie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, die Berliner Senatsverwaltung für Inneres, Digitalisierung und Sport, die Senatskanzlei Bremen und eben auch das Ministerium, für das Dorothea Schostok arbeitet.

Das Gemeinschaftswerk kann dabei auf einer bereits gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen den Initiatoren aufbauen, sagt die Referatsleiterin. „Aus meiner Perspektive pflegen Bund und Länder schon seit Jahren einen sehr wertvollen Erfahrungsaustausch rund um nachhaltige Entwicklung.“ NRW sei innerhalb der Bundesländer und auch mit dem Bund gut vernetzt und fördere das Voneinanderlernen, zum Beispiel bei Fragen rund um Indikatoren zur Messung der Nachhaltigkeitsziele, aber auch was die konkrete Umsetzung von Projekten betrifft. Ebenfalls lobt Schostok den vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) initiierten Dialog zwischen den Nachhaltigkeitsbeiräten der Länder. Auch da konzentriere man sich auf die Themen, die für das Gemeinschaftswerk wichtig seien: zum einen Beteiligungsformate, die Menschen für die nachhaltige Transformation begeistern, zum anderen den Austausch über Beispiele guter Praxis.

Nachhaltigkeit muss zum neuen Normal werden

NRW hat 2016 seine erste Nachhaltigkeitsstrategie und 2020 deren Weiterentwicklung veröffentlicht. Das Land hat sich darauf verständigt, sie regelmäßig weiter fortzuschreiben. 2024 soll diese Weiterentwicklung erneut, wie zum Start der Strategie, im Rahmen einer breiten öffentlichen Konsultation stattfinden – im Dialog mit den Bürger*innen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Auch der 2022 konstituierte Nachhaltigkeitsbeirat des Landes werde in diesem Rahmen eine wichtige Rolle einnehmen.

Seit dem Start wirbt das zentrale Informationsportal von NRW zum Thema Nachhaltigkeit für ein Engagement im Gemeinschaftswerk. Der Austausch zwischen allen Akteur*innen sei auch deshalb notwendig, sagt Schostok: „Wenn wir uns die Halbzeitbilanz der Agenda 2030 mal anschauen, stellen wir fest, dass wir die Anstrengungen noch mal steigern, fokussieren und konkretisieren müssen.“ Sie sei fest davon überzeugt, dass „Nachhaltigkeit einmal das neue Normal“ werde, aber das geschehe nicht von selbst. Auch deswegen fördert NRW ein Forschungsvorhaben, das die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie NRWs wissenschaftlich begleitet und unter anderem Empfehlungen zur Verbesserung des bestehenden Sets aus Indikatoren und Zielen darlegt.

Land fördert Engagement der Kommunen

Das Land NRW lege auch großen Wert darauf, systematisches Nachhaltigkeitsmanagement in den Kommunen zu fördern. Schostok hebt insbesondere die 39 „Global Nachhaltigen Kommunen“ (GNK) hervor, die auf Grundlage eigener kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien ihre Ziele nachhaltiger Entwicklung verfolgen. Auch nutzen bereits eine Reihe von Kommunen den Berichtsrahmen Nachhaltige Kommune (BNK), um Fortschritte der nachhaltigen Entwicklung vor Ort mess- und damit steuerbar zu machen. Beides möchte das Land weiter fördern.

Eine „Global Nachhaltige Kommune“, die in diesem Rahmen auch einen Nachhaltigkeitsbericht nach BNK-Standard erstellt hat, ist Dortmund. Laura Heiduk ist im Büro für Internationale Beziehungen der Stadt unter anderem für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zuständig. Für sie ist insbesondere der BNK ein hilfreiches Instrument, weil es den Vergleich und den Austausch zwischen Kommunen erleichtere. Dortmund hat im Rahmen des BNK zusätzlich noch einen „Voluntary Local Review“ (VLR) bei den Vereinten Nationen eingereicht. „Solche Instrumente verschaffen Kommunen eine Sichtbarkeit auf Ebenen, auf denen wir sonst nicht gesehen werden“, sagt Heiduk. Und das sei wichtig. Denn: „Natürlich engagieren sich viele Kommunen bereits für Nachhaltigkeit. Aber das Engagement kann auf noch mehr Kommunen ausgeweitet werden.“ Da komme das Gemeinschaftswerk ins Spiel: Es stelle eine Chance dar, weitere Städte und Gemeinden mitzunehmen und so gemeinsam mehr Sichtbarkeit zu bekommen.