IPCC-Bericht: Klimaveränderungen auch in Deutschland

Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderung (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) hat den ersten Teil seines fünften Sachstandsberichts seit 1990 vorgelegt. Die Arbeitsgruppe zu den wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels warnt vor einer Versauerung der Ozeane und einem Anstieg der globalen Temperaturen um bis zu 5,4 Grad bis Ende des Jahrhunderts.
Der Bericht enthält auch Projektionen für die wahrscheinlichen Veränderungen des Klimas in Deutschland. Demnach steigt bis zum Jahr 2035 die Durchschnittstemperatur nach dem mittleren Szenario um etwa ein Grad gegenüber dem Zeitraum 1986 bis 2005.
In Teilen Ostdeutschlands würden die Winter um 1,5 Grad wärmer, im äußersten Süden des Landes die Sommer. Ab den 2080er-Jahren würden die Winter um zwei bis drei Grad wärmer, die Sommer bis auf den äußersten Norden Deutschlands um drei Grad.

Nach diesem Szenario kommt es ab der Mitte des Jahrhunderts außerdem von Norden ausgehend zu einem langsamen Anstieg der Niederschläge zwischen Oktober und März. Ab den 2080er-Jahren würden demnach in den meisten Teilen Deutschlands zehn Prozent mehr Regen fallen.

Auch die deutschen Inseln und Küsten werden vom Klimawandel betroffen sein. Die Projektionen des IPCC gehen davon aus, dass der Meeresspiegel in Nord- und Ostsee bis Ende des Jahrhunderts um 24 Zentimeter ansteigt (Kapitel 13, S. 110). Als Folge wird die See vermehrt an den Küsten der deutschen Inseln und des Festlands Sedimente abbauen.

Außerdem ist mit stärkeren Fluten zu rechnen. Die nördlichen Bundesländer sind deshalb bereits dabei, ihre Deiche zu verstärken. Dabei kalkuliert beispielsweise Schleswig-Holstein einen „Klimazuschlag“ von 50 Zentimetern ein, wie es im Generalplan Küstenschutz von 2012 heißt.

Eine der wichtigsten globalen Erkenntnisse aus dem aktuellen IPCC-Bericht: Die Wissenschaftler sind sich seit dem letzten Bericht noch sicherer geworden, dass die Klimaerwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts vom Menschen verursacht wurde.

„Der menschliche Einfluss wurde nachgewiesen auf die Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane, Veränderungen im globalen Wasserzyklus, die Abnahme von Schnee und Eis, das Steigen des durchschnittlichen weltweiten Meeresspiegels und auf Änderungen von Wetterextremen“, schreibt der IPCC in seiner Zusammenfassung für Entscheidungsträger.

Einfluss des Menschen extrem wahrscheinlich

Den Einfluss des Menschen bewertet der IPCC nun als extrem wahrscheinlich. Umso objektiv wie möglich zu sein, bewertet der Ausschuss zentrale Aussagen nach einer Wahrscheinlichkeitsskala. Die Stufe extrem wahrscheinlich steht für eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 95 Prozent.

Für den Temperaturanstieg haben die Forscher vier unterschiedliche Szenarien durchgerechnet. Je nach Treibhausgasausstoß und Klimapolitik würden die Temperaturen demnach um 0,9 bis 5,4 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau steigen. Als gerade noch beherrschbar gilt ein Anstieg um 2 Grad.

Einen Schwerpunkt nehmen im aktuellen IPCC-Bericht die Ozeane ein. Dank verbesserter Modelle haben die Wissenschaftler nachgewiesen, dass 90 Prozent der Wärmeenergie, die dem Klima seit den 1970er-Jahren zugeführt wurden, von den Weltmeeren gespeichert wurden.

Dadurch stieg die Temperatur in der obersten Schicht der Ozeane um 0,1 Grad pro Jahrzehnt. Außerdem haben die Meere ein Drittel des menschengemachten COââ??â?? gespeichert, wodurch der Säuregehalt des Wassers gestiegen ist.

Die Versauerung beeinträchtigt die Lebensbedingungen von kalkhaltigen Kleinstlebewesen wie Korallen, Plankton, Muscheln und Krustentieren, die entweder Lebensraum oder Nahrung für eine überwältigende Zahl von Meeresbewohnern und letztlich auch Speisefischen darstellen. „Dieser Prozess könnte die biologischen und chemischen Prozesse in den Meeren in den kommenden Jahrzehnten fundamental beeinflussen“, heißt es in Kapitel 3 des Berichtes.

Geschichte des IPCC

Der IPCC wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Der Ausschuss besteht aus mehreren hundert Wissenschaftlern, die den Stand der Klimaforschung zusammenfassen und mit ihren Analysen unter anderem Politiker beraten.

Auch Vertreter der Regierungen und von Unternehmen sind Mitglieder des IPCC. Jeder Bericht wird vor seiner Veröffentlichung sowohl von den beteiligen Experten als auch von den Regierungsvertretern gegengelesen. Durch ihre Zustimmung erkennen die Regierungsvertreter die Erkenntnisse der Berichte als wissenschaftlich bestätigt an.

Die umfassendsten Veröffentlichungen sind die sogenannten Sachstandsberichte. Sie bestehen aus einzelnen Berichten der drei Arbeitsgruppen. Der vierte und bisher letzte Sachstandsbericht stammt von 2007. Die einzelnen Teile des fünften Berichts erscheinen innerhalb der kommenden zwölf Monate. Am 27. September hat der IPCC den Bericht der ersten Arbeitsgruppe zu den wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels veröffentlicht.

Weiterführende Informationen

Kernbotschaften IPCC-Bericht auf Deutsch [PDF, 146 kB]

Zusammenfassung des IPCC [PDF, 2,4 MB]

Vollständiger Report des IPCC

Hintergrundinfos zum IPCC

Atlas mit regionalen Klimaprojektionen (Europa S. 40-43) [PDF, 37,4 MB]

Generalplan Küstenschutz des Landes Schleswig-Holstein [PDF, 5,1 MB]