Auftakt zu deutsch-chinesischem Nachhaltigkeitsdialog

„Sino-German Sustainability Summit“ in Peking zeigt durchaus Parallelen in der Diskussion um nachhaltiges Wirtschaften in beiden Staaten. Eine Reihe von RNE-Initiativen wecken Interesse in China und könnten auch dort zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.

Chinesische und deutsche Nachhaltigkeitsakteure trafen sich diesen Sommer zum Austausch: Bei dem Ende Juni in Peking von TÜV Rheinland organisierten chinesisch-deutschen Nachhaltigkeitsgipfel „Sino-German Sustainability Summit“ sowie einem Business-Roundtable am Folgetag ging es um drängende Fragen der Nachhaltigkeit sowie mögliche gemeinsame Beiträge zur Agenda 2030. Das deutsche Unternehmensnetzwerk Econsense sowie der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) waren als Veranstaltungspartner vor Ort.

Schon seit Jahren veranstaltet der TÜV Rheinland in China regelmäßig Gipfel zu unterschiedlichen Themen, wie zum Beispiel Standardisierung oder Qualitätsmanagement. In diesem Jahr stand Nachhaltigkeit auf der Agenda. Aus diesem Grund holte der TÜV Rheinland neben dem RNE etwa auch das Unternehmensnetzwerk Econsense, das Sino-German Sustainability Center (organisiert beim GIZ-Büro in Peking) sowie die Agentur Schlange & Co als Unterstützungsorganisatoren mit an Bord.

Auch zwei Mitglieder der RNE-Geschäftsstelle nahmen an dem Treffen von insgesamt etwa 260 chinesischen und deutschen Nachhaltigkeitsakteurinnen und -akteuren teil: Yvonne Zwick, stellvertretende RNE-Generalsekretärin und Leiterin des Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK), sowie Florian Harrlandt, wissenschaftlicher Referent.

Ergiebiger Austausch

Am ersten Tag moderierte Yvonne Zwick ein Panel zum Thema Sustainable Finance, am Nachmittag einen Workshop zu Transparenz und nachhaltiger Entwicklung. Florian Harrlandt hielt einen Inputvortrag zum DNK. „Interessant waren auch die persönlichen Gespräche, die uns einen Einblick in die Herausforderungen vor Ort in China gegeben haben“, sagte Harrlandt. So würde beispielsweise die Verbindung individueller gesunder Lebensstile zu Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene kaum gesehen.

Am zweiten Tag fand sich ein kleinerer Kreis zu einem Roundtable-Gespräch zusammen. Dabei waren Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen und der Zivilgesellschaft – darunter TÜV Rheinland, EY Germany, Global Compact Network China, Emerging Market Multinationals Network for Sustainability und econsense.

Anteil der KMU in beiden Länder hoch

Eine überraschende Erkenntnis aus den beiden Tagen: Deutschland und China stehen vor ganz ähnlichen Herausforderungen: „Es hat uns überrascht, wie viele Parallelen sich zwischen den deutschen und den chinesischen Wirtschaftsstrukturen ziehen lassen“, sagt Harrlandt. Yvonne Zwick ist daher überzeugt davon, dass die Gespräche der Auftakt für einen dauerhaften Austausch sind.

In beiden Staaten haben die großen Unternehmen zumeist bereits Ansätze erarbeitet, die zu einem nachhaltigen Wandel beitragen können. Aber ebenfalls in beiden Ländern ist der Anteil der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) an der Volkswirtschaft hoch, und für diese scheinen die Nachhaltigkeitsziele (SDGs) oft noch ein abstraktes, politisches Konzept zu sein, zu dem sie wenig Anknüpfungspunkte finden. Sowohl Ya Yuan, als Consultant für den China Business Council for Sustainable Development (CBCSD) tätig, als auch David Wang, General Manager von RKS Ratings, legten im Rahmen des deutsch-chinesischen Austausches dar, dass eine fundierte Basis von Nachhaltigkeitsleistungen seitens Unternehmen in China bisher fehle.

Folgeveranstaltung in Deutschland möglich

„Eine ähnliche Problematik hat vor Jahren ja den RNE dazu motiviert, mit dem DNK ein strukturiertes Vorgehen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen“, sagt Florian Harrlandt – so sei es wenig erstaunlich, dass dieses Instrument ihre chinesischen Gesprächspartner interessiert habe.

Auch eine Reihe weiterer vom RNE bereits erprobter Angebote und Instrumente – wie der Nachhaltige Warenkorb, der Oberbürgermeisterdialog oder die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) – weckten Interesse bei den chinesischen Gesprächspartnerinnen und -partnern, die es für möglich halten, dass sie auch in China in angepasster Form Anwendung finden. Außerdem besteht auf beiden Seiten Interesse, den deutsch-chinesischen Austausch zu verstetigen und den nächsten „Sino-German Sustainability Summit“ in Deutschland zu veranstalten.