Fair Fashion vernetzt sich

Vor einem Jahr lernten sie sich auf einem Netzwerktreffen in Berlin kennen, ganz kurz bevor die weltweite Corona-Pandemie auch Deutschland erreichte: die vom Fonds Nachhaltigkeitskultur geförderten Projekte. Viele von ihnen sind immer noch im Austausch miteinander.

Vor ziemlich genau einem Jahr haben sie sich in Berlin getroffen: Akteurinnen und Akteure der Projekte, die seit Ende 2017 durch den Fonds Nachhaltigkeitskultur unterstützt worden sind. „Wir freuen uns, wenn Sie sich kennenlernen, untereinander vernetzen und voneinander lernen“, sagte damals Bodo Richter, Leiter des Fonds, in seinen Begrüßungsworten (wir berichteten hier). Mit dem Fonds Nachhaltigkeitskultur unterstützt der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) die Ideen gesellschaftlicher Akteure, die die Alltagskultur nachhaltiger machen. Ideenwettbewerbe zu Themen wie „Mobilität“, „Esskultur“ oder „Bauen und Wohnen“ suchen nach innovativen Projekten, die solche Veränderungen anstoßen. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten bis zu 50.000 Euro über einen Zeitraum von maximal einem Jahr.

Zuletzt wurden 2019 im Ideenwettbewerb „Modekultur, Textilien und Nachhaltigkeit“ elf Projekte ausgewählt. Eines davon war Eine Welt e.V. Leipzig, ein interdisziplinäres Leipziger Netzwerk von Akteur*innen aus Modedesign, Produktion, Handel, Kultur und Forschung. Inzwischen hat es sich in „Fair Fashion Lab“ umbenannt. Ulrike Biller ist Teil davon. Sie hatte bei dem Treffen im Februar 2020 die Idee, dass die Projekte sich auch im Nachgang weiter vernetzen könnten, und setzte kurzerhand einen Mail-Verteiler auf, der seither für den Austausch genutzt wird. „Netzwerkarbeit”, sagt sie, „ist unerlässlich für den Wandel in dieser Welt.” Das galt erst recht im von der Pandemie gezeichneten Jahr 2020, in dem die Projekte ihre Vorhaben an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen mussten. Da half der Austausch zwischen Menschen mit vergleichbaren Herausforderungen.

„Netzwerkarbeit ist unerlässlich für den Wandel in dieser Welt”

Biller zum Beispiel tauscht sich regelmäßig mit Anna Spenn aus, die zu den Initiatoren des #engmaschig-Kongresses gehört – ebenfalls ein vom Fonds Nachhaltigkeitskultur gefördertes Projekt aus dem Raum Leipzig. Dabei geht es darum, Textildesign und Handarbeit zu fördern, mit dem Ziel, Ressourcen zu schonen. Deren Veranstaltung fand unter Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen im Oktober im Leipziger Grassi-Museum statt. Auch das Fair Fashion Lab machte mit einer Veranstaltung und verschiedenen Formaten in den sozialen Medien auf das Thema nachhaltige Mode aufmerksam.

Mit auf dem Podium bei einem Panel der vom Fair Fashion Lab organisierten Veranstaltung: Lena Hampe, Projektmanagerin eines ebenfalls vom Fonds Nachhaltigkeitskultur geförderten Projekts der Leuphana Universität Lüneburg, der App “Green Fashion Challenge”. Die soll Nutzerinnen und Nutzern dabei helfen, aus guten Vorsätzen auch echte Verhaltensänderungen entstehen zu lassen. „Durch diese Einladung habe ich eine ganze Reihe bekannter Akteurinnen und Akteure aus dem Bereich Fair Fashion kennen gelernt”, erzählt Hampe. „Es war spannend, mit ihnen zu diskutieren.”

Auch ganz praktische Unterstützung habe ihr die Vernetzung über den Ideenwettbewerb gebracht, sagt sie: So habe sie sich im Rahmen der App-Entwicklung regelmäßig mit Norbert Lange vom FC Iserlohn 46/49 e. V. ausgetauscht, der – ebenfalls gefördert durch den Ideenwettbewerb – mit der „Football-For-Future App“ eine vereinsinterne Plattform aufgesetzt hat, in der Fußballschuhe, Trikots, Trainingsanzüge und andere Ausrüstungsgegenstände verkauft, verschenkt oder getauscht werden können (wir berichteten hier darüber). Auch die Initiatoren hinter der App „Green Ways to Work” – gefördert durch einen früheren Ideenwettbewerb des Fonds zu „Mobilitätskultur und Nachhaltigkeit” – unterstützten die Lüneburger mit ihrem technischen Know-how.

Die Ideen bekannter machen

Derzeit entwickeln Lena Hampe und Jacob Hörisch, Professor an der Uni Lüneburg, zusammen mit Masterstudierenden Marketing-Strategien, die die Green Fashion Challenge-App noch bekannter machen sollen. Aktuell nutzen sie bereits 3000 Menschen. „Das Thema wird auch in der Öffentlichkeit immer wichtiger”, sagt Lena Hampe. Die Medienaufmerksamkeit, die ihr Projekt bekam, bestätigt das: weit über 60 Zeitungsartikel und fünf Radiobeiträge berichteten über die App.

Das Leipziger Fair Fashion Lab plant derweil einen Stadtplan von Leipzig, mit dem das Projekt nicht nur auf alle Initiativen rund um nachhaltige Mode vor Ort aufmerksam machen, sondern auch die Historie der Textilstadt Leipzig sichtbar machen will. „Wir machen auf jeden Fall weiter”, sagt Ulrike Biller. „Da ist so viel Potential in dieser Stadt.” Gut vernetzt geht das gleich viel besser.