Unternehmen setzen verstärkt auf den Deutschen Nachhaltigkeitskodex

Beim Thema Nachhaltigkeit orientieren sich immer mehr Firmen am Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Unterstützung bei der Umsetzung ist insbesondere bei den berichtspflichtigen Unternehmen gefragt.

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) bekommt weiter Zulauf. Rund 700 Unternehmen sind derzeit in der Datenbank registriert, melden der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex. Zudem sind nun 480 Entsprechenserklärungen von 249 Unternehmen und Organisationen veröffentlicht. Allein 2017 sind 75 Anwender hinzugekommen. Das sind rund 30 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Grund für die Erfolgsbilanz ist zum einen das gestiegene Interesse an der Integration von Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft. Treiber ist dabei auch eine gesetzliche Regelung, die Firmen dazu verpflichtet, über ihr Engagement in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) zu berichten. Im März dieses Jahres verabschiedete der Bundestag das Gesetz zur „Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen in ihren Lage- und Konzernberichten“.

Grundlage hierfür ist eine 2014 aufgelegte EU-Richtlinie. Die Mitgliedsstaaten hatten zwei Jahre Zeit für die Umsetzung in nationales Recht. Betroffen sind Unternehmen und Gesellschaften mit mehr als 500 Mitarbeitenden, darunter auch Unternehmen der Versicherungsbranche und Finanzindustrie. Die ersten Berichte müssen für das Fiskaljahr 2017 veröffentlicht werden.

Nachhaltiges Wirtschaften ist Wettbewerbsvorteil

Marlehn Thieme, die Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, betont, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur Pflicht, sondern auch künftiger Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein kann. Dieser Aspekt sei die Grundidee hinter der neuen Berichtspflicht zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen, sagt Thieme. „Nur, was ich messe, kann ich managen, nur worüber ich mich mit anderen in standardisierter Kommunikation austauschen kann, kann ich mit Kunden und Zulieferern in diesem Sinne kooperieren. Und hierfür benötigen wir den Austausch relevanter Informationen“, betont die RNE-Vorsitzende. Dies ermögliche die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Thieme rechnet damit, dass die neuen Offenlegungspflichten die Diskussion um unternehmerische Nachhaltigkeitsleistungen verbreitern und bereichern wird.

Um Unternehmen bei der Erfüllung der Berichtspflicht zu unterstützen, haben der Rat für Nachhaltige Entwicklung und das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex den DNK aktualisiert und an die gesetzlichen Vorgaben angepasst. Die EU-Kommission und die Bundesregierung sehen den DNK als geeigneten Standard an, um Kriterien zur Erstellung einer nichtfinanziellen Erklärung der Unternehmen und Organisationen zu erfüllen. Im Kern misst der DNK die Nachhaltigkeitsleistung von nationalen wie internationalen Organisationen und Unternehmen anhand von 20 Kriterien und ergänzenden Leistungsindikatoren.

Unsicherheit bei der Umsetzung der CSR-Berichtspflicht

„Berichtspflichtige Unternehmen lassen ihre Entsprechenserklärung bereits jetzt durch das DNK-Büro auf die gesetzlichen Anforderungen hin durchsehen. Kleine und mittelständische Unternehmen nutzen den DNK hingegen als Instrument, um Nachhaltigkeitsstrategien aufzubauen und in ihre Geschäftsmodelle zu integrieren. Die Berichterstattung ist aber auch in diesem Fall sinnvoll, da berichtspflichtige Unternehmen den Druck häufig nach unten weitergeben“, sagt Tabea Siebertz, wissenschaftliche Referentin im Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex. Obwohl das Thema für kleine und mittelständische wie auch größere – und damit berichtspflichtige Firmen – im letzten Jahr deutlich an Relevanz gewonnen hat, fehlen vielen noch die nötigen Informationen zur Umsetzung der Berichtspflicht. Siebertz zufolge sind es vor allem diese Wissenslücken, die für Unsicherheit in den Unternehmen führen – und weniger Budgetfragen.

Während sich in größeren Firmen ganze Abteilungen mit der Thematik beschäftigen und sich entsprechend schulen lassen, müssen Unternehmen mit weniger Personal gezielt Freiräume für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien schaffen. Von dem „ersten Schock“ nach dem Gesetz zur Berichtspflicht hätten sich die Unternehmen bereits erholt, sagt Siebertz. Vielen sei letztlich klargeworden, dass viele gesetzlichen Anforderungen, wie etwa Umwelt- oder Sozialstandards bereits erfüllt werden.

Anwendung des DNK wird weiter steigen

Aufgrund der Gesetzeslage dürfte die Anwendung des DNK auch in den kommenden Monaten weiter steigen. Schließlich müssen Unternehmen, die unter die Berichtspflicht fallen, 2018 erstmals eine nichtfinanzielle Erklärung abgeben. Mit dem Mehrbedarf wächst auch das Bedürfnis nach mehr Informationen. Laut RNE und dem Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex wurden in diesem Jahr rund 230 Schulungen zum DNK angeboten, fast 100 Veranstaltungen mehr als 2016. Zudem wurden tausende Broschüren oder Leitfäden in deutscher und englischer Sprache an Interessierte verschickt.

Künftig will das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex auch Informationen und Daten stärker vernetzen. Über den Austausch sollen die Unternehmen und Organisationen besser und einfacher unterstützt werden.