Nachhaltiger Tourismus – Ein Hotel in Brandenburg zeigt, wie es geht

Teppiche aus Schurwolle, Betten aus brandenburgischem Kiefernholz, regionale und saisonale Zutaten in der Küche: das 300 Jahre alte Waldhotel Eiche hat auf Nachhaltigkeit umgestellt.

Der Geschäftsführer des Waldhotels im Spreewald renoviert – mit Tischlern, Förstern und einem Ökoeinrichter aus der Region. Auf allen Vieren habe er gerade noch auf dem Boden gelegen, einen Schafwollteppich verlegt, sagt Thomas Eick. Eick baut um. Betten aus Kiefernholz vom Förster aus Doberlug-Kirchhain, Landkreis Elbe-Elster. Die neue Bibliothek in der Lobby aus Holz von Beeskower Robinien. Es ist eine Wende. „Das fing mit der Greta-Zeit an“, sagt Eick, „als inspiriert von der schwedischen Klimaaktivistin Jugendliche weltweit für mehr Klimaschutz auf die Straße gingen.“

Einerseits sei er Betriebswirt und Geschäftsführer des Waldhotels Eiche in Burg im Spreewald. Er müsse auch Leute beschäftigen. Andererseits sei er auf Usedom aufgewachsen, mit dem Meer, den Fischen, der Natur und Vater von zwei Kindern. Er wolle ihnen mal sagen können, er habe „nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt“. Dann hörte er von einem Kurs zu nachhaltigem Tourismus. Eigentlich wollte er aber nicht hingehen. Der Kurs ist Teil des Projektes „Bewusst zu Gast“. Das hat der Verein Brandenburg 21 initiiert, der nachhaltige Lokal- und Regionalentwicklung im Land Brandenburg unterstützt. Fachlich betreut wird „Bewusst zu Gast“ von der Spreeakademie in Raddusch im Spreewald. Deren Leiter ist Sebastian Zoepp. Auch wenn sich mit den Corona-Zeiten die Tourismusströme verlagert hätten, mancher ins Biosphärenreservat Spreewald reise statt nach Florida, sagt er, brauche es doch eine Idee, wie sich Leute langfristig begeistern ließen. Der Zeit entsprechend und „mit Qualität“, sagt Zoepp.

Was das heißt? „In der Küche werden Zutaten aus der Region, der Saison oder aus dem Bio-Anbau verarbeitet. Und die Mitarbeiter*innen sind gut ausgebildet und werden dafür auch gut bezahlt, vielleicht besser als sonst üblich in der Region.“ Aber sich von Leuten vielleicht aus Berlin, Stuttgart, irgendeiner Stadt erzählen lassen, was sich in einem Hotel im Wald besser machen ließe? Nur, um dann noch ein Zertifikat zu haben? Immer diese Trends, schlimm sei das in der Gastronomie, sagt Eick: „Eine Zeit lang hieß es, ohne Extra-Schulung zur Servicequalität gehe nichts.“ Nur: Diesmal schienen ihm dann ein paar Programmpunkte doch interessant: ein alternativer Reiseanbieter sollte sprechen, ein Öko-Einrichter. Eick ging hin, blieb, machte alle fünf Kurs-Tage mit und dachte um. Er beschloss zusammen mit den Besitzern des Hotels, „ein schönes Hotel“ zu bauen.

Das Haus ist über 300 Jahre alt, der Dichter Theodor Fontane hat dort schon übernachtet, es soll eine Zukunft haben. Kaum ein Jahr nach dem Kurs gibt Eick auch dem Tischler, dem Öko-Einrichter, dem Förster aus der Umgebung eine Zukunft – und seinen Mitarbeiter*innen. Er habe hier und da mal 10 oder 20 Euro aufgeschlagen, sagt Eick. Die Gäste halte das aber nicht ab: „Wir holen die Natur zurück ins Hotel, das finden sie gut.“ Am nächsten Tag wird Thomas Eick wieder einen Schafwollteppich verlegen.

Die Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ wird mit einer Ausgabe pro Bundesland ab sofort bis Ende Mai veröffentlicht. Foto: RENN-Leitstelle
Foto: RENN-Leitstelle

Dieser Text ist Teil der Publikationsreihe „17 Ziele – Einfach machen“ der RENN und wurde zuerst im Booklet zur praktischen Umsetzung der SDGs in Brandenburg veröffentlicht. Hier geht es zum vollständigen Booklet sowie zu den 16 Ausgaben der einzelnen Bundesländer.

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