Zehn Jahre Deutsche Aktionstage Nachhaltigkeit

Die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (DAN) feiern Geburtstag – und brechen die eigenen Rekorde.

Es ist zehn Jahre her, dass der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) die Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit (DAN) ins Leben rief. Damals, 2012, brachten sie 270 Aktionen auf den Weg. Im Jubiläumsjahr 2022 ist diese Zahl auf das 15-fache gewachsen: auf 4.182, ein neuer Rekord. Betrachtet man die ganzen zehn Jahre, fanden insgesamt 17.000 Aktionen unter dem Dach der DAN statt.

Das Ziel der Aktionstage: vorbildliches Engagement für Nachhaltigkeit in ganz Deutschland sichtbar machen, öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema erregen und mehr Menschen zu nachhaltigen Handeln bewegen. Zur Teilnahme aufgerufen waren und sind alle Menschen in Deutschland, aber auch Initiativen, Stiftungen, Schulen, Kindergärten, Universitäten, Kirchen, Unternehmen, soziale Einrichtungen, Umwelt- und Entwicklungsverbände, Kommunen, Stadtwerke, Behörden, Ämter und Ministerien. Dieses Jahr fanden die Aktionstage zwischen dem 20. September und dem 26. September 2022 statt, berücksichtigt wurden aber auch Aktionen im Zeitraum vom 18. September bis 8. Oktober.

„Nachhaltigkeit zum Anfassen“

Wie in jedem Jahr veranstaltete der RNE eine der DAN-Aktionen mit. Dazu funktionierten der Rat, die Donut Berlin Initiative und weitere lokale Initiativen an einem Sonntag Ende September eine Straßenecke in Berlin-Kreuzberg zu einer „Werkstatt für nachhaltiges Handeln“ um. An sieben Werkbänken, mit Hilfe von Postkarten, Puzzles, Geschenken, Spielen, Experimenten, Rätseln und einem Seedbomb-Workshop konnten Besucher*innen mehr über die Donut-Ökonomie erfahren.

Die Prinzipien der Donut-Ökonomie stehen für ein ökologisch und sozial verträgliches Leben und Wirtschaften. Die Grundannahme: Ein gutes Leben für alle ist nur möglich, wenn menschliche Grundbedürfnisse erfüllt werden und zugleich planetare Grenzen nicht überschritten werden. „Veranstaltungen wie diese, ‚Nachhaltigkeit zum Anfassen‘ sozusagen, machen zum einen deutlich, wie groß nachhaltiges Engagement in Deutschland bereits ist. Zum anderen sind sie eine große Inspiration für alle, die noch aktiv werden wollen“, erklärt Lisi Maier, Mitglied im RNE, die selbst vor Ort an der Aktion teilnahm.

Ausgezeichnet: Langfristige Wirksamkeit

Seit 2012 zeichneten die DAN jedes Jahr zehn Leuchtturmprojekte aus. Zum zehnten Geburtstag wurden unter den bisherigen Preisträgern zehn Jubiläumsprojekte ausgewählt, die aus Sicht des RNE langfristig eine große Strahlkraft ausüben. „Damit zeigen wir, dass es sich bei den DAN-Aktionen im besten Fall nicht um ein einmaliges Engagement handelt, sondern um das Eingangstor hinein in ein dauerhaftes nachhaltiges Handeln“, sagt Sabrina Ronco Alarcón, wissenschaftliche Referentin beim Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) und Koordinatorin der DAN und in der Leitstelle der Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN).

Unter den Jubiläumsprojekten findet sich zum Beispiel der „Strom-Spar-Check“, dessen Beratung in den vergangenen zehn Jahre mehr als 350.000 Haushalten half, 500.000 Tonnen CO2 und außerdem jede Menge Geld einzusparen. Oder die mobile Saatgutbibliothek in Schleswig-Holstein: Dabei fahren sieben Fahrbüchereien mit Bohnen-, Tomaten- und Erbsensamen quer durch das Bundesland. Bei ihnen können Menschen im Frühjahr überall Saatgut ausleihen und alte, vom Aussterben bedrohte Sorten pflanzen. Aus einem kleinen Teil der Ernte gewinnen Gärtner*innen im Herbst dann neues Saatgut. Aber auch Unternehmensaktionen wie die Nachhaltigkeitstage der Piepenbrock GmbH & Co. KG finden sich unter den Jubiläumsprojekten: Das Osnabrücker Unternehmen veranstaltet inzwischen zum fünften Mal in Folge eine Nachhaltigkeitswoche. „Gerade für Unternehmen bieten die DAN oft den Einstieg in nachhaltiges Engagement, das sich dann verstetigt“, sagt Ronco Alarcón.

Der Südwesten engagiert sich besonders

Bei den diesjährigen DAN waren – wie jedes Jahr – die Baden-Württemberger besonders aktiv. Sie brachten 3.089 Aktionen auf den Weg, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 135, Sachsen-Anhalt mit 126 und Schleswig-Holstein mit 113 Aktionen. Der RNE wertete außerdem aus, auf welche globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) die DAN-Aktionen einzahlten. Die SDGs sind inhaltlicher Bezugspunkt der DAN. Besonders viele Aktionen – genau 1.797 Aktionen – lassen sich dem SDG 12, nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion, zuordnen. Auch für das SDG 11, nachhaltige Städte und Gemeinden, wurden mit 1.594 Initiativen viele aktiv. Gleiches galt für das SDG 13, Maßnahmen zum Klimaschutz, mit 1.484 Aktionen und das SDG 4, Hochwertige Bildung, mit 1.184 Aktionen.

Inzwischen sind die Aktionstage in einen größeren Kontext eingebunden als zum Zeitpunkt ihrer Entstehung: Seit 2015 finden die Aktionstage im Rahmen der Europäischen Nachhaltigkeitswoche statt, einer von Deutschland, Frankreich und Österreich ins Leben gerufenen Initiative, an der Menschen aus ganz Europa teilnehmen können. 2020 schlossen sich die DAN darüber hinaus zum ersten Mal unter dem Titel „Gemeinsam für morgen“ mit anderen Akteur*innen im Nachhaltigkeitsbereich zusammen, die im gleichen Zeitraum nachhaltige Aktionstage durchführen – so auch wieder in diesem Jahr. In diesem Jahr kooperierten die DAN mit der Woche des bürgerschaftlichen Engagements, der Europäischen Mobilitätswoche, der Interkulturellen Woche, dem Tag der Regionen, der Fairen Woche, dem ökoRAUSCH Festival, den Religiösen Naturschutztagen und Zu gut für die Tonne!. Diese Partnerkampagne mit dem Hashtag #gemeinsamfuermorgen sammelte insgesamt über 21.000 Aktionen, fast 5.500 mehr als noch im Jahr zuvor – ein weiterer Rekord. Außerdem fanden die DAN erstmals unter dem Dach des im September an den Start gegangenen Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit statt, eines bundesweiten Plattformprojekts, das der RNE auf Initiative von Bund und Ländern aufbaut. Und nächstes Jahr geht es weiter: 2023 finden die DAN wieder vom 20. bis 26. September statt, mit einem Gesamt-Aktionszeitraum vom 18. September bis 8. Oktober.