Oasen für alle

Warum ein Dortmunder Verein zusammen mit dem NABU einen Methodenkoffer für nachhaltige Schulgestaltung entwickelt und was daraus wachsen soll.

Florian Artmann kümmert sich schon Jahren darum, seine Stadt – Dortmund – nachhaltiger zu gestalten und dabei so viele wie möglich mitzunehmen. „Bildung und Partizipation sind Themen, die mich seit meiner Ausbildung beschäftigen”, sagt der 39-jährige Erzieher, Theater- und Sozialpädagoge. Damals habe er gemerkt, wie mutig und begeistert gerade junge Menschen auf die Möglichkeit reagierten, selbstständig und eigenhändig Dinge auszuprobieren. Aus diesem Ansatz erwuchsen erste Projekte mit Gleichgesinnten, die „die Stadt bunter machen“ sollten, dann eine digitale Plattform, die lokale und regionale Initiativen vernetzte. Ab 2008 arbeiteten die Macher*innen an der Vereinsgründung, 2010 brachten sie „die urbanisten“ an den Start, als „Impulsgeber, Initiator und Beteiligungsplattform, ein vielfältiges Netzwerk für die aktive Mitgestaltung der eigenen Stadt“. Seither hat der Verein verschiedensten Projekten auf die Straße gebracht, von Hochbeeten in Schulen über Graffiti-Battles bis zu einem „Trash Up!“-Festival.

Gute Ideen digital skalieren

„Eigentlich ist unser Einzugsbereich das Rhein-Ruhr-Gebiet”, sagt Artmann, der seit der Gründung im Vereinsvorstand ist. „Doch inzwischen bekommen wir Anfragen aus ganz Deutschland, und da können wir natürlich nicht immer allen helfen.“ Aus diesem Grund ist die Idee entstanden, übertragbare Angebote zu entwickeln und sie digital verfügbar zu machen, damit sich Menschen überall in Deutschland daran bedienen und so auch ins Machen kommen können: „So können wir unsere Ideen regelrecht skalieren“, wie es Artmann ausdrückt.

Das haben die urbanisten nun ausprobiert, im Rahmen des Projektes „Stadtoase Schule“ haben sie in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder NABU (Naturschutzbund Deutschland) einen digitalen Methodenkoffer zur kooperativen und nachhaltigen Schulgestaltung entwickelt. Gefördert wurde die Initiative vom Ideenwettbewerb „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ des Fonds Nachhaltigkeitskultur als eines von zehn Gewinnerprojekten.

Kooperieren und Wissen vermitteln

Während der NABU Expertenwissen beisteuerte, schöpften die urbanisten aus ihrer Erfahrung in der Bildungsvermittlung. „Das war eine total gute Kombination”, sagt Artmann. Von April bis Dezember des vergangenen Jahres erarbeiteten sie gemeinsam Workshopskonzepte und Unterrichtsmaterialien, mit denen Pädagog*innen und Lehrkräfte selbstständig arbeiten und damit ihre Lehrpläne bereichern können. Nach einer verlängerten Entwicklungsphase wurden die Methoden – wegen Corona verspätet – ab dem Spätherbst mit verschiedenen Klassen der Wilhelm-Busch Realschule Dortmund erprobt und verbessert.

Zur Verfügung stehen seit Anfang dieses Jahres nun methodische und didaktische Praxishilfen, Bauanleitungen, Text- und Bildmaterialien, Arbeitsblätter und Videotutorials zu Workshops wie „Lebensraum & Ökosystem entdecken°, bei dem das eigene Schulgelände erkundet und im Rahmen von Mini-Exkursionen eine Karte des heimischen Ökosystems angefertigt wird. Oder dazu, wie Upcycling funktioniert, wie man Baumscheibengärten oder Hochbeete oder ein eigenes modulares und mobiles Möbelsystem baut. „Es freut mich jedes Mal zu sehen, wie die Augen von ganz vielen Schüler*innen zu leuchten beginnen, wenn man ihnen einen Akku-Schrauber in die Hand gibt und sagt: Du kannst das”, sagt Artmann.

Die Materialien sind für alle kostenlos verfügbar. Man muss nur eine Anfrage an die urbanisten schicken. „Wir wollten eine kleine Hürde einbauen und den Methodenkoffer nicht einfach nur zum Download auf die Homepage packen“ sagt Artmann. So könnten sie immer noch ins Gespräch mit den Interessierten kommen, zusätzliche Erklärungen anbieten, vor allem aber mitverfolgen, was auf Basis der Materialien entstehe, um sie weiter zu verbessern. Denn es soll nicht beim jetzigen Angebot bleiben. „Wir werden diesen Ansatz ganz sicher weiterverfolgen“, sagt Artmann, „und weitere Workshops und Bildungsinhalte digital für größere Gruppen zugänglich machen.“