Eine Charta der Kultur

Das Projekt „Culture for Future”, gefördert vom Fonds Nachhaltigkeitskultur, hat den kommunalen Kulturbetrieb in Dresden auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit gebracht.

Können und sollen Kulturbetriebe zum nachhaltigen Wandel der Gesellschaft beitragen? Zweimal ja, sagt David Klein, Leiter des Amts für Kultur und Denkmalschutz in Dresden. Zwar betrage der Anteil der Kultureinrichtungen am CO2-Gesamtausstoß des öffentlichen Sektors nach Studien und Schätzungen gerade mal ein Prozent, schränkt er ein. Aber: „Diese Häuser haben aufgrund ihrer Reichweite ein unheimliches Potential, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in die Gesellschaft zu tragen.” Und dieses Bewusstsein könne eine Institution seinem Publikum eben nur dann authentisch und glaubwürdig vermitteln, wenn sie selbst auf Nachhaltigkeit achte.

Diese Überzeugung steht hinter dem Pilotprojekt „Culture for Future”, das in den letzten zwei Jahren fünf Dresdner Kulturbetriebe dabei begleitet hat, eigene Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und zu implementieren – initiiert vom Amt für Kultur und Denkmalschutz und dem Umweltzentrum Dresden, unterstützt durch eine unabhängige Beratungseinrichtung und gefördert im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Kultur + Nachhaltigkeit = Heimat“ des Fonds Nachhaltigkeitskultur des Rates für Nachhaltige Entwicklung.

Die Idee dazu beruht auf zwei größeren strategischen Prozessen, die Dresden in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Zum einen hatte sich die Stadt um den Titel der Kulturhauptstadt Europas beworben, unter anderem mit dem Plan, das Programm an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen auszurichten. 2019 schied die sächsische Metropole aus, aber die angestoßenen Prozesse wirkten weiter. Zum anderen wurde 2021 der zweite Kulturentwicklungsplan im Stadtrat zum Beschluss gebracht, auch hier mit dem Ziel, zu mehr Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb zu gelangen: „Konkret wollen wir, dass alle kommunalen Kultureinrichtungen eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie implementieren und damit zum Klimaschutz mit beitragen”, sagt David Klein.

Zu wenige Daten

Auf diesem Weg war das Pilotprojekt „Culture for Future” der erste Schritt. Mit den Dresdner Musikfestspielen, der Dresdener Philharmonie, der Staatsoperette Dresden, dem Kunstgewerbemuseum sowie der Zentralbibliothek – Städtische Bibliotheken Dresden nahmen Häuser aus unterschiedlichen Kulturbereichen teil. Im Rahmen des Pilotprojekts wurden insgesamt fünf Fallstudien und ein Praxisleitfaden für den Kultursektor veröffentlicht.

Die Erkenntnisse führten unter anderem dazu, dass Anfang Januar zwölf Dresdner Kultureinrichtungen die aus dem Projekt hervorgegangene „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor” unterzeichneten und sich zu einem gewissenhaften Umgang mit ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ressourcen verpflichteten. „Eine ganz wichtige Erkenntnis aus dem Projekt war, dass wir die Strukturen und Schwerpunkte im Kulturbetrieb transformieren müssen”, sagt Amtsleiter Klein. Ein zentrales Problem sei, dass derzeit viel zu wenig Daten vorlägen, auf deren Basis man wirksame Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Institutionen messbar planen könne: „Wir haben in Dresden derzeit keine einzige Kultureinrichtung, die eine vollständige Klimabilanzierung über alle Prozesse, die mit dem Kulturangebot verbunden sind, vornehmen kann.” Das müsse sich ändern.

Vernetzte Institutionen, vernetztes Denken

Oft fehle Expertenwissen in den Kultureinrichtungen und der Kulturverwaltung, sagt Klein. Auch deshalb hat das Amt für Kultur und Denkmalschutz im Rahmen des Projekts mit dem Umweltzentrum Dresden kooperiert. Dieses trug mit Impulsvorträgen und eigenen Netzwerken dazu bei, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln: „Und wir haben mit ihnen Ideen gesponnen, zum Beispiel wenn es um nachhaltige Stromerzeugung geht.” Für weiterführende Projekte werde sich das Amt für Kultur und Denkmalschutz sicher noch weitere, größere Partner suchen müssen, aber das Umweltzentrum unterstütze auch dabei und vermittele Kontakte. Die Kooperation habe sich bewährt, und es müsse nicht bei dieser einen bleiben. „Es tut uns gut, uns mit Institutionen außerhalb des Kulturbetriebs zu verbünden”, sagt Klein. „Wir brauchen dieses vernetzte Denken.”