Nachhaltigkeitspolitik in Zeiten wachsender Städte

Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Bis 2050 werden schätzungsweise 70 Prozent der zunehmenden Weltbevölkerung in Städten leben. Die Studie „Intelligent Cities – Wege zu einer nachhaltigen, effizienten und lebenswerten Stadt“ von B.A.U.M e.V. und Accenture zeigt Optionen und Beispiele auf, wie urbane Räume nachhaltig entwickelt werden können.
Bereits ein Blick auf COà²-Ströme belegt die Notwendigkeit, bei der Nachhaltigkeitspolitik die Entwicklung der Städte in den Blick zu nehmen: In Städten entstehen schon heute  70 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Die Studie Intelligent Cities zeigt an Best-practice-Beispielen Lösungswege für weitere globale Probleme auf, die sich in Städten zuspitzen oder die für stark verdichtete urbane Räume typisch sind, wie beispielsweise Ressourcen- und Energieverbrauch, steigende Emissionen aus dem Verkehrssektor oder Abfallentsorgung.
Im analytischen Teil zählt die Studie drei Erfolgsfaktoren auf, um Städte nachhaltig zu machen. Eine mit allen Interessengruppen in der Kommune erarbeitete Vision sorgt den Autoren zufolge für einen klar formulierten Rahmen, aus dem einzelne Maßnahmen abgeleitet werden könnten. Zweitens solle ein Steuerungsgremium die Aktivitäten und Beteiligten koordinieren. Dazu gehöre auch das Management von fortlaufenden Beteiligungsprozessen. Drittens solle ein Monitoringsystem Fortschritte und Erfolge messen.
Ein Praxisbeispiel aus dem Bereich Energie ist das EU-weite Forschungsprojekt Web2Energy. Es verknüpft  Energie- und Telekommunikationssysteme zu einem sogenannten Smart Grid, um in diesem intelligenten Netz den Energieverbrauch besser auf das schwankende Angebot an erneuerbaren Energien anzupassen. Durch ein einfaches Ampelfarbensystem erkennen die 200 Testhaushalte aus dem Bundesland Hessen, wann ausreichend Strom aus Windkraft oder Solarenergie vorhanden ist, sodass sie Elektrogeräte wie Waschmaschinen zu diesen Zeiten laufen lassen können.
Chinas Metropolen setzen auf Elektromobilität
Ein Best-practice-Beispiel aus dem Bereich Mobilität kommt aus der Stadt Hai’an in China, wo sich durch das starke Bevölkerungswachstum und den zunehmenden Verkehr schon heute starke lokale, teilweise gesundheitsgefährdende Belastungen mit Feinstaub, Stickoxiden und anderen Schadstoffen zeigen. Hai’an setzt konsequent auf Elektromobilität, sodass vor Ort  keine Emissionen anfallen. Um dieses Fortbewegungsmittel effizient zu nutzen und für breite Bevölkerungsschichten zur Verfügung stellen zu können, werden mithilfe von Telekommunikationstechnik Car-Sharing-Angebote ermöglicht, die Nutzern schon für einzelne, kurzfristig gebuchte Fahrten offen stehen.
Ein Projekt im russischen Skolkovo verdeutlicht das Potenzial einer intelligenten Stadtplanung und -verwaltung. Westlich von Moskau entsteht eine weitgehend autarke Smart City für bis zu 30.000 Menschen, die von Wohnungen über Handelsunternehmen bis zu Forschungslaboren die komplette, notwendige städtische Infrastruktur bereitstellt. Mit eingeplant wird eine eigenständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen.
Die 8000 Bewohner der britischen Stadt Totnes zeigen beispielhaft die Möglichkeiten intelligenten Wirtschaftens. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien wollen sie ihre regionale Energiewende bis 2030 vollendet haben und komplett auf den fossilen Energieträger Erdöl verzichten. Lokale Kreisläufe sollen die Abhängigkeit von nicht-energetischen Rohstoffen verringern. Sogar in der  Lebensmittelproduktion arbeiten die Bewohner an der Autarkie, indem sie nach dem Prinzip des Urban Farming Nahrungsmittel direkt in der Stadt anbauen.

Weiterführende Informationen

Projektwebsite von Intelligent Cities

Download der Studie zu Intelligent Cities