Nachhaltigkeitskodex weckt international Interesse

Europäische Union, Japan oder Israel: Beim Thema Nachhaltigkeit wollen sich einige Länder am Nachhaltigkeitskodex orientieren. Auch die Wirtschaft treibt das Thema voran.

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) stößt international zunehmend auf Interesse. Fachleute aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft bescheinigten dem Kodex bei einer Veranstaltung des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) in Frankfurt eine hohe Wirksamkeit und Attraktivität. Damit der Standard möglichst große Verbreitung findet, bietet der Nachhaltigkeitsrat nun an, ihn weiter zu entwickeln und an die jeweiligen Anforderungen in den Staaten anzupassen.

Besonders interessant ist der DNK für mittelständische Unternehmen. Mit einem Leitfaden, der gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung entwickelt wurde, erleichtert der Rat für Nachhaltige Entwicklung den Firmen den Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. „Die Betriebe schätzen besonders die Nähe des DNK zur Unternehmensrealität“, sagt Yvonne Zwick vom RNE. Auch die Erreichbarkeit des DNK-Teams, das Ansprechpartner für den Nachhaltigkeitskodex ist, leistet für Einsteiger wertvolle Hilfestellung.

Für die Zuständigen in den Unternehmen geht es über die Telefonhotline hinaus ganz praktisch um den Austausch in regionalen Netzwerken innerhalb der Branchen. DNK-Schulungspartnernetzwerke sorgen für räumliche Nähe. „Regionale Ansprechpartner und ein Standard in der eigenen Landessprache sind für die Unternehmen sehr wichtig“, sagt Zwick.

Nachhaltigkeitskodex als Blaupause für EU-Staaten

Was in Deutschland funktioniert, wird auch in anderen Ländern nachgefragt. Treiber für die Nachhaltigkeitsdebatte sind nicht nur die im vergangenen Jahr verabschiedeten UN-Klimaziele, sondern vor allem auch die neue CSR-Berichtspflicht, die ab Dezember in allen EU-Staaten umgesetzt werden muss. Der deutsche Gesetzesentwurf wird derzeit noch in den Ressorts abgestimmt. Geplant ist, die Themen Verbraucher- und Datenschutz stärker einzuarbeiten.

Das Bundesjustizministerium begrüßt ausdrücklich, dass der Nachhaltigkeitskodex Grundlage für die Umsetzung der neuen Richtlinie auch auf europäischer Ebene sein könnte. Doch passen nationale Vorgaben auch zu Unternehmen, die international arbeiten? Gibt es Bedarf beispielsweise für ein gemeinsames EU-Regelwerk? In Griechenland haben Firmen bereits die Möglichkeit, auf den Nachhaltigkeitskodex in griechischer Sprache zuzugreifen. Der Griechische Nachhaltigkeitskodex ist Teil der Strategie „Nachhaltiges Griechenland 2020“. Auch Interessenten aus dem Baltikum wollen mehr über den DNK wissen.

Hohe Akzeptanz in der Wirtschaft

In Österreich wurde der Nachhaltigkeitskodex als Instrument für die Wirtschaft bereits getestet. „Die österreichische Wirtschaft ist ähnlich wie die deutsche Wirtschaft geprägt von vielen mittelständischen Unternehmen“, sagt Thomas Walker, Experte im Zentrum für humane Marktwirtschaft der Wirtschaftskammer Salzburg. Der DNK könnte als Vorlage für eine Art österreichischen Nachhaltigkeitskodex genutzt werden.

Die Fahnen Gärtner GmbH hat sich als Pilotunternehmen für den Testlauf zur Verfügung gestellt. Laut Walker wurden die Vorgaben des DNK von nationalen und internationalen Kunden akzeptiert und gewürdigt. Viele hatten ohnehin einen Nachweis über die Nachhaltigkeitskriterien des Familienbetriebs eingefordert. Dem Wirtschaftsexperten zufolge stoßen nur wenige Punkte auf Widerstand, die in der österreichischen Variante anders umgesetzt werden müssen. Dazu zählt etwa der Umgang mit den Konsumenten. Der Kriterienkatalog soll in Österreich entsprechend angepasst werden. Für den 17. November plant die österreichische Wirtschaft gemeinsam mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung eine Informationsveranstaltung für Unternehmen in Salzburg.

Interesse auch in Japan und Israel

Ob das Thema Nachhaltigkeit in den Unternehmen tatsächlich schnell angegangen wird, ist allerdings unklar. „Leider wird die österreichische Politik noch ein wenig Zeit brauchen, um die notwendigen Weichen zu stellen und intelligente Entscheidungen treffen zu können“, sagt Walker. Das liegt vor allem an der derzeitigen politischen Lage in Österreich. Vor kurzem trat der SPÖ-Politiker Werner Faymann als Bundeskanzler zurück. Als Nachfolger wurde nun der ehemalige Bahn-Chef Christian Kern vereidigt. Dieser soll die politische Lage stabilisieren.

In Europa schreitet die Weiterentwicklung des DNK also voran. Aber auch international gibt es Anfragen. In Kürze wird die hebräische Übersetzung des Kodexes erscheinen. Die Akademie für Internationale Zusammenarbeit testet auf einer Veranstaltung in Bangkok den möglichen Nutzen in Asien. Auch in Japan gibt es Interesse am Format „Nachhaltigkeitskodex“ als Blaupause für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Den Unternehmen steht es offen, den Kodex an ihre Bedürfnisse anzupassen. Diese Möglichkeit kommt in der Wirtschaft offenbar gut an.