Initiativen aus der Mitte ziehen Kreise

Die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft stand im Fokus der Jahrestagung von RENN.mitte in Berlin. Klar war: Sie gelingt nur gemeinsam. Ein neues Projekt soll deshalb möglichst viele Akteure mit an Bord holen.

„Wir sind blind. Richtig blind”, sagte Eveline Lemke. „Wir entnehmen unserem Planeten jährlich 100 Milliarden Tonnen, und wir haben keine Ahnung, wo diese 100 Milliarden Tonnen hingehen.” Was wir allerdings wüssten: Viel zu viel davon werde in CO2 umgewandelt. Mit dem Hinweis auf die fatale Ahnungslosigkeit eröffnete die ehemalige rheinland-pfälzische Landesministerin und heutige Unternehmensberaterin ihren Vortrag zum Thema „Transformation zur Kreislaufwirtschaft“ auf der Jahrestagung von RENN.mitte in der Forum Factory in Berlin. Mit vielen Fakten und Denkanstößen führte sie in das zentrale Thema der Veranstaltung ein, das anschließend auf dem Podium diskutiert wurde. Am Nachmittag konnten die Besucher*innen der Tagung dann in sechs Workshops unterschiedliche Aspekten des zirkulären Wirtschaftens weiter vertiefen.

Was müssen die Mitarbeitenden von morgen lernen?

Die notwendige Transformation kann nur mit Hilfe der Unternehmen gelingen. Nur: Wie das genau gehen soll, dafür gibt es bislang nur wenige Konzepte. Diese Erkenntnis steckt auch hinter einer neuen Kampagne von RENN.mitte, die Josef Ahlke, Vorstandsvorsitzender von Zukunftsfähiges Thüringen e.V., ebenfalls in der Forum Factory ankündigte. Unter der Überschrift „Unternehmen. Azubis. Zukunft“ und dem Hashtag #UnternehmenFairPlay soll es um Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung gehen, also um Fragen wie: Was macht ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Unternehmen aus? Welches Wissen, welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Möglichkeiten brauchen Auszubildende, die Mitarbeitenden von morgen, um ihr Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten mitzugestalten und voranzubringen? Damit können sich ab dem Herbst interessierte Firmen gemeinsam auseinandersetzen. Im Oktober lädt RENN.mitte Unternehmen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem Kick-off-Treffen, um in der Folge gemeinsam zu erarbeiten, wie Nachhaltigkeit in der Ausbildung weiter ausgebaut werden kann. Zu der – kostenlosen – Teilnahme kann man sich hier online anmelden.

Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit: „Und jetzt alle“

„Es ist ja nicht so, dass die Unternehmen bisher außen vor waren”, erklärte RNE-Generalsekretär Marc-Oliver Pahl in seinem Impulsvortrag. Aber man sehe doch, dass sie zum Beispiel Probleme haben, sich in einem Kontext wie dem der Jahrestagung einzubringen: „Deswegen müssen wir andere Formate finden”, sagte Pahl. „Die Unternehmen nicht allein zu lassen, sondern in den Diskurs zu kommen, das ist eine wichtige, aber nicht einfache Aufgabe.“ In seiner Ansprache erläuterte der RNE-Generalsekretär auch das Vorhaben, das sich hinter dem Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit verbirgt. Auch die Jahrestagung von RENN.mitte und die neu gestartete Kampagne zur Berufsbildung verstehen sich als Beitrag zu dem Vorhaben, das 2019 gemeinsam von Bund und Ländern beschlossen wurde.

Das Mitmach-Tool mit dem Slogan „Und jetzt alle“ will vielfältige Akteurinnen und Akteure für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar machen und vernetzen, um gemeinschaftlich den Transformationsprozess zu bewerkstelligen. Auf einem Netzwerkgipfel im Juni in Wolfsburg werden die Potentiale und Herausforderungen des Gemeinschaftswerks diskutiert und Ideen gesammelt. Der offizielle Auftakt und der Launch der zugehörigen Webplattform sind für die 21. RNE-Jahreskonferenz Ende September in Berlin geplant. „Es liegen schon viele Ideen auf dem Tisch, und wir sind weiter offen für Beiträge“, so Pahl. Neben der Webplattform seien weitere Mobilisierungsinstrumente in Planung, bei denen Akteure sektorübergreifend an gemeinsamen Lösungen arbeiten können.