Forschungsprogramm soll nachhaltiges Wirtschaften näher bestimmen

Wie die Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit gelenkt werden kann, muss zum Teil erst noch erforscht werden. Ein Fahrplan für diese Entwicklung soll die Forschungsagenda „Green Economy“ sein. Erstmals lädt die Bundesregierung dafür alle Betroffenen zum Mitgestalten ein.

Wie können Menschen sich noch ernähren, reisen, wohnen und arbeiten, wenn sie dem Planeten nicht mehr zumuten wollen, als er verträgt? Mit nachhaltiger Entwicklung werden sich viele Lebensbereiche verändern. Es geht um die ganz großen Fragen und von der Wissenschaft erhofft sich nicht nur die Politik Antworten.

Wenn aber so viele unterschiedliche Lebensbereiche und gesellschaftliche Gruppen berührt sind, liegt es nahe, die Betroffenen zu fragen, wie sie sich eine nachhaltige Entwicklung genauer vorstellen und was sie zu akzeptieren bereit sind.

Handlungsfelder nach intensivem Dialog benannt

Die Bundesregierung hat 2012 den Agendaprozess „Green Economy“ gestartet, um auch in die Forschungsförderung des Bundes erstmals im großen Stil öffentliche Interessengruppen einzubeziehen. Nach zweijähriger Arbeit haben das Forschungs- und das Umweltministerium nun die Forschungsagenda für eine nachhaltige Wirtschaft vorgestellt. Interessengruppen vom Bankenverband über den Verbraucherzentrale Bundesverband bis zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) haben sie mitentwickelt.

Herausgekommen ist bisher ein immer noch abstrakter Fahrplan, der sechs Handlungsfelder von der Finanzierung der Green Economy bis zu nachhaltigem Konsum benennt. Pilotforschungsprojekte sollen in den kommenden zwei Jahren entwickelt werden.

In der Agenda finden sich viele Verweise auf bestehende Forschungsprojekte zu den Themen Ressourceneffizienz, Energieversorgung und Mobilität. Eine „Fortschreibung altbekannter Programme“ nennt sie deshalb der forschungspolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring. Konsumverhalten und gesellschaftliche Innovationen seien noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Zu einseitig auf Technologieförderung ausgerichtet ist die Agenda auch für den Deutschen Naturschutzring (DNR), der an dem Stakeholder-Dialog beteiligt ist. Untersucht werden müsse auch, wie Gesellschaften ganz ohne Wachstum funktionieren können, sagt DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. „Dafür ist die Wirtschaft wohl noch nicht weit genug.“

Zu einem echten Dialog gehöre, dass den Beteiligten Alternativen angeboten würden, aus denen sie auswählen können, sagt der Umweltschützer und kritisiert auch das finanzielle Missverhältnis zwischen der Forschungsagenda und der konventionellen, industrienahen Forschungsförderung. Während das Forschungsministerium für die Agenda Green Economy insgesamt 350 Millionen Euro zur Verfügung stellt, sind es für die gesamte Innovationsförderung inklusive der Hightech-Strategie der Bundesregierung allein im laufenden Jahr fünf Milliarden Euro.

Gewerkschaften setzen Akzente

In einzelnen Bereichen konnten Interessengruppen allerdings durchaus neue Akzente setzen. Im ursprünglichen Leitbild der Ministerien von 2012 waren die Bereiche Beschäftigung und Finanzierung kaum vertreten. Im Laufe des Dialogs wurden mit Hilfe der Sozialpartner und Finanzinstitute dann genauere Fragen an die Forschung erarbeitet.

Untersucht werden soll nun beispielsweise, wie nachhaltige Investments zu einem stabileren Finanzsystem beitragen können und wie sich messen lässt, welche Treibhausgasemissionen Investitionsentscheidungen auslösen. Gewerkschaften und Arbeitgeber setzten die Fragen auf die Agenda, wie sicher und gesund neue Arbeitsplätze in grünen Branchen sind und wie Bildung und Qualifizierung angepasst werden müssen.

Weiterführende Informationen

Agendaprozess zur Forschungsförderung Green Economy

Forschungsagenda Green Economy [PDF, 1,2 MB]

Pressemitteilung des Bundesforschungsministeriums