Chemiebranche sucht nach der Nachhaltigkeitsformel

Auf die häufig höheren Kosten nachhaltiger Produkte verwies dagegen Erich Mechel, Geschäftsführer des Faserherstellers CHT R. Beitlich GmbH. Das von einer Stiftung getragene Unternehmen ist dabei, die Leitlinien von Chemieà³ im Betrieb umzusetzen. „Man muss danach fragen, ob sich Kunden nachhaltige Produkte überhaupt leisten können“, sagte Mechel. Verantwortung dafür, die entsprechende Nachfrage bei Geschäftspartnern zu erzeugen, sah er aber auch bei Zulieferern wie seinem eigenen Unternehmen: „Wir müssen unsere Kunden nachhaltiger machen.“
Marlehn Thieme forderte finanzielle Vorteile für Unternehmen, die Nachhaltigkeitsinformationen beispielsweise nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex veröffentlichen und sagte: „Wir wollen, dass sich nachhaltige Unternehmensführung auch wirtschaftlich lohnt und am Markt honoriert wird.“
Thieme rief die Chemiebranche dazu auf, sich konstruktiv an der Fortschreibung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung zu beteiligen und sich aktiv mit beteiligten gesellschaftlichen Gruppen auszutauschen: „Machen Sie der Bundesregierung ein Angebot, das sie nicht ausschlagen kann!“
Für die Arbeitnehmerseite sprach Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE und Mitglied im Nachhaltigkeitsrat. Die soziale Seite der Nachhaltigkeit dürfe nicht vergessen werden. Auskömmliche Löhne, Bildung und sozialer Konsens seien auch Bedingungen für wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit.
Das bekräftigte Michael Porschen, Bundesjugendsekretär bei der Chemiegewerkschaft: „Wenn ein junger Mensch schon keine Azubistelle findet, ist er aus der Nachhaltigkeitsdebatte raus.“ Er war einer von sieben Vertretern der jungen Generation bei der Veranstaltung.Im Dialog mit Vertretern der Industrie und der Zivilgesellschaft hat Chemieà³ zwölf Leitlinien erarbeitet, zum Beispiel „Mensch, Umwelt und biologische Vielfalt schützen“ und „Ressourceneffizienz und Klimaschutz fördern“. Thieme merkte allerdings an, dass branchenweite quantitative Ziele fehlten. „Was man nicht misst, kann man auch nicht steuern“, sagte die Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrats.
Deutliche Kritik übte Veranstaltung “Nachhaltige Entwicklung – eine Frage der richtigen Chemie?” des Rates für Nachhaltige Entwicklung und Chemieà³ am 12.11.2014