SDG-Moment: Ein Kompass aus der Krise

Am 20. September hielten die Vereinten Nationen mit mehr als 30 Staats- und Regierungschefs den virtuellen SDG-Moment ab, um über den Stand zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele zu berichten.

„Wir müssen die Zukunft unseres Planeten und der jüngeren Generationen sichern”, sagte Angela Merkel in ihrer rund zweiminütigen Videobotschaft. Diese Aufgabe habe höchste Priorität. Anlass für den Appell der Bundeskanzlerin war das SDG-Moment, eine 2020 von den Vereinten Nationen eingeführte Veranstaltung, die in diesem Jahr am 20. September stattfand. Das Event ist als virtuelles Treffen der Staats- und Regierungschefs konzipiert.

Ziel des SDG-Moments ist es, die Bedeutung der Agenda 2030 und der Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele, der Sustainable Development Goals (SDGs), zu unterstreichen, – aktuell auch vor dem Hintergrund der Pandemie und ihrer Folgen. So betonte auch Angela Merkel in ihrem Grußwort: „Wir, die Staatengemeinschaft und die Vereinten Nationen, müssen nun mit aller Kraft daran arbeiten, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.” Sie forderte die Zuhörenden auf, gemeinsam weiter die Umsetzung der Agenda 2030 zu beschleunigen.

Weder hilf- noch hoffnungslos

UN-Generalsekretär António Guterres hatte bereits in seiner Eröffnungsrede des SDG-Moments betont, die Welt habe noch nie vor einer solchen Herausforderung gestanden. Es wäre leicht möglich, die Hoffnung zu verlieren. Aber die Menschen seien weder hoffnungs- noch hilflos, es gebe mit der Agenda 2030 einen Weg zur Heilung – „wenn wir uns dafür entscheiden, ihn zu gehen”.

Zudem hatte Guterres vor einigen Tagen den lang erwarteten Bericht „Our Common Agenda“ veröffentlicht. Der Bericht betont die Herausforderungen der Vielfachkrisen und ist ein Aufruf zu einer neuen, globalen Solidarität und einer Stärkung des Multilateralismus. Er gibt konkrete Handlungsempfehlungen, mit welchen Anpassungen der internationalen Governance die Weltgemeinschaft aus der Krise kommen soll.

Das SDG-Moment markierte gleichzeitig den Start der 76. Generalversammlung der Vereinten Nationen. Die mehr als 30 teilnehmen Staats- und Regierungschefs teilten ihre Statements via zuvor aufgenommenen Videobotschaften miteinander – mit Ausnahme des schwedischen Premierministers Stefan Löfven, der sich live zuschaltete.

Neben Bundeskanzlerin Merkel nahm mit dem japanische Premierminister Yoshihide Suga ein zweiter Vertreter einer G20-Nation und gleichzeitig ein wichtiger Klimafinanzierer teil. Er hob hervor, dass sich die Corona-Pandemie schwer auf verschiedene SDG-Bereiche ausgewirkt habe. Um die SDGs bis 2030 zu erreichen, müssten alle Länder kreative Strategien entwickeln und zusammenarbeiten, um ihre Bemühungen zu beschleunigen. „Als ein Land, das dem Multilateralismus große Bedeutung beimisst, ist Japan entschlossen, die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft zur Erreichung der SDGs anzuführen”, sagte Suga.

Eine To-Do-Liste für den Planeten

Suga forderte einen gerechten Zugang zu Impfstoffen und anderen Instrumenten im Kampf gegen die Infektionskrankheit – das sei „unverzichtbar”. Entscheidend sei es darüber hinaus, ein widerstandsfähigeres globales Gesundheitssystem aufzubauen, um sich für zukünftige Krisen zu wappnen. Zuletzt betonte er die Gleichstellung der Geschlechter, die Innovationen fördere und gesellschaftliche Transformation vorantreibe: „Die SDGs sind der Kompass, um die gegenwärtige Krise zu überwinden.”

Das SDG-Moment wurde auch deswegen aufmerksam beobachtet, da er nur wenige Wochen vor der internationalen Klimakonferenz COP26 Ende Oktober/Anfang November in Glasgow stattfand, für die Angela Merkel in ihrer Videobotschaft ein „ehrgeiziges Ziel” ankündigte. „Es ist klarer denn je: Wir müssen die Agenda 2030 schneller umsetzen”, sagte sie. „Was wir jetzt versäumen, lässt sich in einigen Jahren nicht mehr nachholen.”