Wie Hochschulen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen können

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung startet ein Projekt zur Nachhaltigkeit an Hochschulen – Name „HOCH N“. Dazu gehört auch der Praxistest des Deutschen Nachhaltigkeitskodexes für Hochschulen.

Wie muss sich die Welt ändern, damit die Menschen künftig gut leben? Professoren, Doktoranden und Studierende werten Daten aus, entwickeln Innovationen, um den Klimawandel zu stoppen oder die Stadt von morgen zu konzipieren. Nun gibt es ein neues Instrument, mit dem sich Lehre, Forschung und Betrieb systematisch auf die Zukunft ausrichten lassen: den Nachhaltigkeitskodex für Hochschulen, kurz den Hochschul-DNK.
13 Hochschulen werden ab diesem Herbst ein Jahr lang die Test-Version des Instruments nutzen. Danach wird der Hochschul-DNK entsprechend den Erfahrungen überarbeitet und fertig gestellt. Der Praxistest ist Teil eines neuen Projektes des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das sich „Nachhaltigkeit an Hochschulen (HOCH N): entwickeln – vernetzen – berichten“ nennt. HOCH N wurde Anfang Oktober auf dem SISI-Symposium des BMBF offiziell vorgestellt. SISI steht für die Initiative „Sustainability in Science“, Nachhaltigkeit in der Wissenschaft.
Leitfaden für Nachhaltigkeit
„Den Hochschulen kommt für den notwendigen Wandel eine besondere Bedeutung zu“, schreiben die Vertreter der Hochschulen, die den Hochschul-DNK jetzt testen. „An Hochschulen wird kritisch reflektiert, verworfen, Altes aufgegriffen und Neues erschaffen.“ Dort würden künftige „Entscheidungsträger ausgebildet und zum Handeln befähigt.“
Mit HOCH N soll der Erfahrungsaustausch zwischen Hochschulen verbessert und ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit entwickelt werden, um dann auszumachen, wie Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb systematisch verankert werden kann. Am Ende wird ein Leitfaden zur nachhaltigen Hochschulentwicklung entstehen.
Schon heute legt manche Hochschule Rechenschaft darüber ab, wie ernst sie es mit der nachhaltigen Entwicklung meint. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung soll mit HOCH N aber professionalisiert und einfacher für Hochschulen werden. Der von rund 50 Hochschulakteuren zusammen mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung entwickelte Hochschul-DNK bietet dafür einen guten Einstieg. 
Er basiert auf dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex, dem DNK. Dieser bisher vor allem von Unternehmen genutzte Transparenzstandard besteht aus 20 Kriterien, die einen Bericht zu den Bereichen Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft verlangen. 
Hochschul-DNK im Test
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde hat sich bereits an die Arbeit gemacht – und die sogenannte Entsprechenserklärung zum Hochschul-DNK erarbeitet. Sie versichert damit zum Beispiel dies: „Alle Studiengänge besitzen ein dem nachhaltigen Wirtschaften verpflichtetes Profil.“ Zudem sei sie regional eingebunden, arbeite mit „Partnern aus der Praxis“ und wirtschafte seit dem Jahr 2014 „klimaneutral“. Auch die Leuphana Universität Lüneburg hat eine Entsprechenserklärung zum Hochschul-DNK abgegeben.  Dort beginnen zum Beispiel alle Studierenden – egal ob sie Volkswirtschaft oder Lehramt studieren – zunächst mit dem sogenannten Leuphana-Semester, in dem sie unter anderem lernen, dass Ökonomie, Ökologie und Soziales nicht als Gegensätze zu begreifen sind, sondern als Dimensionen, die zusammengedacht werden müssen. 
Auch die Freie Universität Berlin, die Technische Universität Dresden, die Hochschule Zittau/Görlitz und die Universität Tübingen wollen den Praxistest mitmachen. Darüber hinaus werden die Universität Duisburg-Essen, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Hochschule Kaiserslautern, die Hochschule Trier und die Technische Universität Darmstadt die vorläufige Version testen, obendrein die Universität Hamburg.
Dort leitet der Wirtschaftswissenschaftler und Experte für Kapitalmärkte und Unternehmensführung Professor Alexander Bassen das Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität. Bassen ist langjähriges Mitglied des RNE. Er sagt: „Der Hochschul-DNK hat Wirkungen nach innen und nach außen“. Denn mit ihm könnten „die Hochschulen ihren Beitrag zur Gesellschaft gegenüber den verschiedenen Interessengruppen offenlegen und gleichzeitig interne Veränderungsprozesse anstoßen und die Vollständigkeit des eigenen Ansatzes reflektieren."